Bearbeitete wissenschaftliche Projekte
Deckblatt & Zusammenfassung der Diplom- und Promotionsarbeit,
Kurzangaben zu den nachfolgenden Projekten
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Biologie
Molekularbiologische Untersuchungen
am trifunktionellen ß-Oxidationsenzym
aus den katalasefreien Microbodies von
Neurospora crassa
DIPLOMARBEIT
vorgelegt von Andreas Beyer
Bochum, November 1989
- Zwei von Pfitzner übernommene cDNA-Klone des
TFE von N.crassa wurden in das Bluescriptplasmid
umkloniert. Von diesen beiden Klonen wurden Subklone
zur Sequenzierung präpariert.
- Der gesamte von den beiden Ausgangsklonen abgedeckte
Bereich des TFE-Gens (2041 bp) wurde in beiden
Richtungen durchgehend sequenziert.
- Fragmente der cDNA-Klone wurden als Sonde zur
Isolierung genomischer TFE-Klone verwendet. Aus der
zur Verfügung gestellten pBR322-Bibliothek
konnte kein Klon isoliert werden.
- Es wurde eine Bibliothek in λ-EMBL3 erstellt.
Sie hat den Umfang von 31000 unabhängigen Klonen.
- Aus dieser Bibliothek wurden 3 unabhängige,
putative genomische TFE-Klone isoliert. Für
einen jener Klone wurde durch Feinselektion und
Southern-Blot-Analyse der Nachweis erbracht, daß
er tatsächlich das TFE-Gen (odereinen Teil
desselben) enthält.
- Die abgeleitete Proteinsequenz wurde mit den TFE's
aus Candida tropicalis und
Saccharomyces cerevisiae verglichen. Die
beobachteten intramolekularen homologen Bereiche
wurden als die beiden im TFE enthaltenen Hydratasen
interpretiert. Auf dieser Vorstellung aufbauend
wurde eine Zuordnung der verschiedenen enzymatischen
ß-Oxidationsaktivitäten zu bestimmten
Bereichen der TFE's aus Pilzen und dem MFE der
Ratte versucht. Daran anschließend wurde eine
Hypothese über die phylogenetische Entstehung
der Domänenstruktur dieser Proteine entwickelt.
- Mit Hilfe von Konsensussequenzen für
Nukleotidbindungsstellen wurden putative
Substratbindestellen im TFE und MFE identifiziert.
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Biologie
Molekularbiologische Charakterisierung
der AAA-Genfamilie,
einer neuen Gruppe putativer ATPasen
DISSERTATION
zur Erlangung des Grades eines Doktors der
Naturwissenschaften
der Fakultät für Biologie der
Ruhr-Universität Bochum
angefertigt im Institut für physiologische Chemie,
medizinische Fakultät
unter der Betreuung von Prof. Dr. W.-H. Kunau
vorgelegt von Diplom-Biologe
Andreas Beyer aus Essen
- In der vorliegenden Arbeit sollten Mitglieder der
AAA-Genfamilie kloniert werden. Dazu wurde die
Methode der Hybridisierung bei geringer Stringenz,
der heterologen immunologischen Detektion und der
PCR mit degenerierten Primern angewendet.
- Während mit den ersten beiden Methoden
keine Erfolge erzielt werden konnten, wurden
PCR-Varianten etabliert, die effektiv heterologe
Klonierungen erlaubten.
- Über die PCR wurden Fragmente von Vertretern
der AAA-Familie aus verschiedenen Organismen
amplifiziert, kloniert und sequenziert. Auf diese
Weise wurden vier gänzlich neue Unterfamilien
sowie zwei neue PAS1-Vertreter identifiziert.
- "TESG"/AFG2 ist eine neue, über PCR entdeckte
Unterfamilie in der Hefe. Es wurden minigenomische
Saccharomyces cerevisiae-Bibliotheken
erstellt und aus ihnen positive Klone isoliert,
überprüft und ansequenziert.
- Eine detaillierte Sequenzanalyse erlaubte die
Definition eines konservierten Bereiches in den
Proteinen der AAA-Familie. Die Substruktur dieser
sog. AAA-Kassette wurde untersucht und ein
Sekundärstrukturmodell vorgeschlagen.
- Für die AAA-Familie wurden Unterfamilien
definiert und deren Beziehung zueinander untersucht.
Untergruppentypische Sequenzbereiche wurden
identifiziert und zur Konstruktion von PCR-Primern
genutzt.
- Aus der Homologiesuche resultierten ebenfalls
neue AAA-Unterfamilien sowie ein putativ
PAS8-orthologes Gen aus Mais. Aufgrund der
vorliegenden Analysen gelang in Zusammenarbeit
in einem anderen Labor die Klonierung eines
PAS8-Vertreters aus Reis.
- Aus den verschiedenen Ergebnissen der
Sequenzanalyse wurde ein hypothetischer Stammbaum
der AAA-Familie abgeleitet.
- Der evolutionäre Ursprung der Microbodies
wurde im Zusammenhang mit den Ergebnissen der
Sequenzanalyse diskutiert.
Das Phosphorylase-Kinase Projekt
Diese Arbeiten fanden statt während meiner
PostDoc-Zeit (Prof. Dr. Heilmeyer, physiol. Chemie,
Universität Bochum).
Speicherglycogen in Leber und Muskel wird durch das Enzym
Phosphorylase phosphorolytisch zu Glucosephosphat abgebaut.
Die Phosphorylase unterliegt vielfältigen
regulatorischen Einflüssen, u.a. ATP-abhängigen
Phosphorylierungen durch die Phosphorylase Kinase (PhosKin).
Letztere dient als Signalintegrator und ist selber Substrat
für etliche Proteinkinasen. In der PhosKin gibt es
einen Bereich, den sog. multi-phosphorylation-loop,
in dem Phosphorylierungsstellen in hoher Dicht liegen.
Untersucht wurde die Phosphorylierung der PhosKin durch
die AMP-abhängige sowie die cAMP-abhängige
Proteinkinase (AMPK / cAMPK). Als Substrate wurden
präpariert:
- gereinigte, native PhosKin
- gereinigte, denaturierte PhosKin
- überexprimierter, His-getaggter
multi-phosphorylation-loop
(eigens für meine Studie selber konstruiert)
- ein synthetisches Peptid, das die AMPK und die cAMPK
Zielsequenz enthält
Die Ergebnisse (inklusive aller Kontrollen) waren
eindeutig: cAMPK phosphoryliert die PhosKin, AMPK tut
das nicht. Damit habe ich frühere, anders
lautende Berichte widerlegt.
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten
war das Projekt beendet.
In der Zeit 1997-2003 wurden aus unterschiedlichen
Anlässen verschiedene diagnostische Experimente
und Prozeduren entwickelt und etabliert:
- Für das Praktikum "physiologische Chemie für
Mediziner" an der Ruhr-Universität habe ich einen
robusten und schnellen (4 Stunden von Blutentnahme bis
zum Ergebnis), PCR-basierten Gentest entwickelt: Die
Studenten können sich selbst untersuchen auf eine
Mutation, durch die es während einer Narkose zu
Komplikationen kommen kann (die sog. Maligne
Hyperthermie). Unterschieden wurden die fraglichen
Allele durch gezielt eingefügte
3'-Primer-Mismatche.
- Prof. Dr. Schmitz (Inst. für Hygiene,
Universität Düsseldorf) arbeitete an MRSAs
(Meticillin resistente Staphylococcus aureus
Stämme), die zudem meist multi-resistent
gegen Antibiotika sind. Er verwendete
Oberflächenantigene zu ihrer Typisierung. Im
Rahmen einer Kollaboration mit ihm habe ich Protokolle
und Primer entwickelt, um über PCR die fraglichen
Fragmente zu amplifizieren und anschließend
direkt zu sequenzieren. Die Analyse und das clustering
der Sequenzen wurde ebenfalls von mir vorgenommen.
- 2003 habe ich als Berater für die Firma GeneLab
GmbH, Gelsenkirchen, Testkits entwickelt. Da die
Arbeiten der Vertraulichkeit unterliegen, seien hier
nur die Themen angeführt:
- Etablierung eines Tests zum Nachweis von
Helicobacter pylori in menschlichen Faeces
- Entwurf und Austestung eines Multiplex-PCR-Systems
zur Detektion pathologischer Keime im menschlichen
Mundraum.
- Betreuung einer Diplomarbeit, in der Multiplex-PCRs
entwickelt wurden zur parallelen Detektion von
Mutationen, die Mucoviszidose verursachen, im
menschlichen Genom.
Am Biologisch-Medizinischen Forschungszentrum (BMFZ)
der Universität Düsseldorf wird am
vacuolären Protein-sorting (vps) gearbeitet.
Eines der beteiligten Proteine, das Vps4p, war mir
bereits zuvor aus meinen Sequenzanalysen bekannt,
da es ein Mitglied der untersuchten AAA-Familie
ist. Daher brachte ich in die Arbeitsgruppe die
Information ein, dass dieses Protein in Hefe
singulär, in Säugern jedoch in 2 paralogen
Genen vorliegt. Daraufhin begannen wir 1998, aus
Mensch und Maus, ausgehend von meinen
Sequenzanalysen, genomische sowie cDNA-Klone zu
isolieren und zu sequenzieren. Es folgten u.a.
2-Hybrid-Analysen, Fusionskonstrukte für die
Cytologie. Mittlerweile ist die differenzielle
Expression der beiden Paralogen in verschiedenen
Mensch- und Mausgeweben untersucht, es sind
Interaktionspartner bekannt und die zelluläre
Lokalisation der beiden Paralogen geklärt.
Das cDNA-Projekt
Von 1997 bis 2004 habe ich am BMFZ an der
Universität Düsseldorf eine letztendlich
4-köpfige Arbeitsgruppe aufgebaut. Das Projekt
"Deutsches cDNA-Konsortium" lief im Rahmen des
"Deutschen Humangenom-Projekts" bzw. seit 2001
des "Nationalen Genom-Forschungsnetzes (DHGP bzw.
NGFN) als ein Industrie-Hochschul-Verbundprojekt:
Die Aufgabe war, eine Hochdurchsatz-Pipeline zu
etablieren mit den Bestandteilen
cDNA-Klonpräparation, Ansequenzierung,
Datenmanagement, Qualitätskontrolle,
Generierung hoch-qualitativer Komplettsequenzen
(<0,001% errors) per "primer-walk". Dazu wurden
Pipettierroboter eingebunden und programmiert,
Datenbanken eingerichtet, Kapillarsequencer
beschafft und deren Betrieb etabliert sowie
Klon- und Sequenzverwaltungssysteme entwickelt.
Das Endresultat war eine (physische wie Sequenz-)
Klonbank mit 50.000 Klonen, von denen über
2.000 Stück komplett sequenziert wurden,
in der Summe 9,6 MBp Doppelstrangsequenz.
Ende 2004 war die dritte Phase des cDNA-Konsortiums
abgeschlossen uns somit meine Arbeit beendet.
Forschung in der Reinigungstechnologie
Von 11/2004 bis 10/2005 habe ich am wfk-Institut
für Reinigungstechnologie als Projektleiter
das BMBF-Forschungsprojekt "Normengerechte
Aufbereitung von OP-Textilien" geleitet. Die
Problemstellung ist folgende: Mehr und mehr nimmt
auch im Gesundheitswesen der Trend zu, Aufgaben
an externe Dienstleister zu übertragen
("outsourcing"). Daher wird mittlerweile die
Berufsbekleidung der Krankenhausbediensteten fast
ausschließlich von textilen Dienstleistern
geleast. Letztere stehen einerseits unter dem
wirtschaftlichen Druck, mit ihren Produkten eine
möglichst hohe Anzahl von Umlaufzyklen zu
gewährleisten, dabei jedoch andererseits die
hohen vorgeschriebenen Qualitätsstandards
(z.B. DIN EN 13795 OP-Textilien und die darin
verwiesenen, weiteren Normen) einzuhalten. Im
Rahmen des besagten Projekts haben sich
Waschmittelhersteller, Produzenten von
industriellen Waschmaschinen und OP-Textilien
sowie das wfk-Forschungsinstitut zusammen
geschlossen, um die Grenzen der
Wiederaufarbeitungsfähigkeit verschiedener
textiler Materialien im Rahmen der durch die
betreffenden Normen definierten Grenzwerte zu
ermitteln. Parallel dazu erfolgte eine
Optimierung der Prozessparameter (Waschparameter)
sowie der Textilien.
Mikrobiologie und Nanotechnologie<
Zu meinen Aufgaben an der wfk gehörte auch
die Planung, Entwicklung und Beantragung von
neuen Forschungsprojekten. Folgende Projekte
habe ich entwickelt:
- Ölabbau in Wäschereien durch Bakterien:
Insbesondere in Blauzeug-Wäschereien
(z.B. Berufsbekleidung aus der Metall-verarbeitenden
Industrie) können Kohlenwasserstoffmengen in der
Größenordnung Kubikmeter / Tag im Abwasser
anfallen. Das schafft Probleme mit der
Abwasserverordnung (Anh. 55 Wäschereien); daneben
werden die Textilien durch die notwendigen, harten
Waschbedingungen über Gebühr geschädigt.
Im beantragten Projekt soll untersucht werden, ob eine
über-Nacht-Vorbehandlung mit Alkan-
metabolisierenden Bakterein die Kohlenwasserstofflast
des Abwassers reduzieren kann.
- Oberflächenbeschichtung von Wasserleitern mit
Nanopartikeln:
In Wassersystemen sind Biofilme ein erhebliches
Problem. Die von den Bakterien gebildete Matrix
schirmt die Biozönose ab und verhindert ihre
Abtötung. Im Forschungsprojekt soll untersucht
werden, ob eine Nano-Beschichtung (mit und ohne
Nanosilber) die Bildung von Biofilmen verhindern
kann.
- Oberflächenbeschichtung / Reinigung
medizinischer Instrumente:
Medizinische Instrumente, insbesondere solche, die
im Kontext minimal-invasiver Methoden zum Einsatz
kommen, stellen durch die in ihnen enthaltenen
Hohlräume und ihren verwinkelten Aufbau ein
erhebliches, hygienisches Problem dar.
Im Projekt soll
a) untersucht werden, inwieweit eine
Oberflächenbeschichtung der Verschmutzung
vorbeugen (oder sie zumindest abmildern) kann und
b) ob ein Reinigungsverfahren mit Mikro- oder
Nanopartikeln effizienter sein könnte als
die herkömmlichen Methoden.
Von 11/2005 bis 10/2006 habe ich am Medizinischen
Hochschulinstitut GmbH (ein "An-Institut" an der
FH Gelsenkirchen, Standort Recklinghausen, im
Konsortium mit Fa. ogham GmbH, Münster)
eine F & E Gruppe aufgebaut. Mehrere
Projekte wurden aufgelegt und vorangetrieben:
- Diagnostik von Diarhhoe-Erregern:
Diarrhoe, hierzulande hauptsächlich bei
Reiseheimkehrern und (immun-)geschwächten
Personen, kann lebensbedrohliche Ausmaße
annahmen. Im Akutfall kann es daher von
höchster Wichtigkeit sein, die Natur des
Erregers - Virus, Bakterium oder eukaryoter
Einzeller, in seltenen Fällen auch
Würmer - schnell und präzise zu
diagnostizieren. Hierzu wurde ein auf
PCR-Amplifikation von Sequenzen der
16S-like rDNA und deren spezifischer
Detektion per DNA-Chip beruhendes
Multiplex-System entwickelt.
- Diagnostik genetischer Risikofaktoren:
In den letzten Dekaden hat sicher heraus
gestellt, dass Krebs, Empfindlichkeit /
Empfänglichkeit gegenüber
Chemotherapie, Neigung zu Sepsis, Atopie
und Bluthochdruck von einem komplexen
Netzwerk aus äußeren und inneren
Faktoren - unter letzteren auch
genetische - verursacht werden. Zu den
genannten Themenbereichen wurde zunächst
eine umfassende Literaturrecherche
durchgeführt; deren Ergebnisse - also
die Daten zu relevanten sinle nucleotide
polymorphisms, SNPs - wurden in eine von mir
eigens dazu entwickelte Datenbank
eingepflegt. Anschließend wurden
ARMS-PCR-Systeme zur Diagnose der als
relevant beurteilten SNPs entwickelt
und ausgetestet.
- Diagnostik von Influenza-Varianten:
Influenzaviren existieren in 16
(Haemagglutinin-Gen) bzw. 8 (Neuraminidase-Gen)
Varianten, jede davon wiederum in Hunderten von
Subtypen. Nur bestimmte Kombinationen
können für den Menschen
gefährlich werden, so dass es im
Verdachtsfall wichtig ist, den Subtyp so
schnell wie möglich diagnostizieren zu
können. Hierzu wurde eine breit
angelegte Sequenzanalyse durchgeführt,
um Gruppen- und Subgruppen-spezifische
Konservierungsmuster zu identifizieren.
Die Arbeit am Medzinischen Hochschulinstitut konnte
leider nicht fortgeführt werden,
weil die Firma insolvent wurde.
Ein großes Problem die Biowissenschaften betreffend
ist das Bild der "life science" in der Öffentlichkeit.
Die Diskussion solcher Themen wie Gentechnologie,
Stammzellen, Klonen etc. ist i.d.R. geprägt von
vielen Emotionen und wenig Wissen. Dabei vertrete ich
eine "balancierte Position", die sich sowohl von einem
strikt materialistischen Standpunkt, aber erst recht
von fundamentalistisch-religiösen Positionen
deutlich unterscheidet.
- Seit 1994 versuche ich, im Rahmen meiner
Möglichkeiten, mein Wissen interessierten Laien
zur Verfügung zu stellen. Dazu habe ich
Vorträge vor Schulklassen, Kirchengemeinden,
diversen und Vereinen gehalten, meine Projekte
Laien-tauglich bei Tagen der offenen Tür
präsentiert sowie im Rahmen von
Podiumsdiskussionen und Bürgertelefon-Aktionen
mit gewirkt.
- Im Themenbereich Bioethik wurden Aufsätze
publiziert.
- Für den SPEKTRUM-Verlag habe ich einige
Sachbuchrezensionen geschrieben.
- Schließlich bin ich seit Jahren aktiv
bei der Bekämpfung kreationistischer Ansichten
(Schöpfungsglaube fundamentalistischer
Christen). Seit 2004 bin ich Mitglied der
AG Evolutionsbiologen im VdBiol, seit 2009
Sprecher der neu geründeten AG EvoBio.